Was zählt man bei einem Korallenriff und wie stellt man das an? Eine gute Frage, auf die wir nicht sofort eine Antwort parat haben. Schon seit Jahren zählen wir alle Fische, die in Burgers‘ Ocean leben. Das Zählen der Adlerrochen ist leicht, aber die genaue Anzahl der Kardinalbarsche, die im Korallenriff leben, können wir nicht ohne Weiteres bestimmen. Von dieser Art leben sehr viele in unserem Korallenriff. Außerdem verstecken diese Fische sich, wodurch das Zählen eher zur Schätzung wird. Es kann jedoch noch komplexer werden, wenn man z. B. Korallen zählt. Zwei unserer Tierpfleger im Ökodisplay Ocean sind auf das Erkennen verschiedener Korallenarten spezialisiert. Sie haben die Aufgabe übernommen, die Korallenkolonien schnorchelnd, tauchend und von außen durch die Fenster im Gang schauend zu zählen.
Bevor wir erklären, wie Korallen gezählt werden können, wollen wir sie biologisch etwas näher beschreiben. Ein „Korallenfelsen“, eine Korallenkolonie, besteht aus zahlreichen Korallentieren, auch „Korallenpolypen” genannt. Ein Stück Geweihkoralle mit einem Querschnitt von 20 cm kann aus bis zu tausend Korallenpolypen bestehen. Es ist daher unmöglich, die einzelnen Korallentiere zu zählen.
Korallen gehören zu den „Hohltieren“. Quallen und Seeanemonen zählen ebenfalls zu dieser Gruppe. Um sie weiter kategorisieren zu können, orientiert man sich an der Anzahl der Tentakel der einzelnen Korallenpolypen. Bei der einen Gruppe hat jeder Polyp sechs Tentakeln bzw. ein Vielfaches von sechs Tentakeln. Korallen der anderen Gruppe haben Polypen mit acht Tentakeln. Zu letzterer gehören z. B. die Weichkorallen. Weichkorallen besitzen kein Skelett: Ihre Stabilität verdanken sie sogenannten Skelettnadeln im Gewebe. Zu der Gruppe mit sechs Tentakeln zählen unter anderem die Steinkorallen und die Gorgonien (auch Hornkorallen). Steinkorallen sind riffbildende Korallen, die ein äußeres Skelett aus Kalk formen. Sie sind die am häufigsten vorkommende Art im Korallenriff. Gorgonien sind seltener. Zu den bekannteren Gorgonien gehören die Fächerkorallen sowie die Blutkorallen.
Sie haben schon richtig gelesen. Natürlich ist diese Gleichung mathematisch nicht korrekt. Aber beim Zählen von Korallen herrscht stets Verwirrung. Stellen Sie sich vor, dass zwei kleine Korallenkolonien derselben Art nebeneinander liegen. Beide wachsen ineinander. Wie viele Kolonien ergibt das? Eine. Oder stellen Sie sich vor, Sie haben einen große Korallenkolonie, deren mittlerer Teil abstirbt, sodass zwei einzelne Stücke übrigbleiben. Wie viele Kolonien ergibt das? Zwei! Solche Probleme ergeben sich nicht, wenn man z. B. Elefanten zählt. Für die Zählung werden bestimmte Vereinbarungen getroffen, sodass jeder denselben „Fehler“ begeht. Wenn eine Kolonie mit einer anderen nicht direkt verbunden ist, werden sie als zwei Kolonien gezählt, obwohl sie aus derselben Kolonie hervorgegangen sind.
Ein weiteres Problem beim Zählen ist die Bestimmung der Art. In der Natur werden fast 800 verschiedene Steinkorallenarten beschrieben und es werden immer noch neue Arten entdeckt. Es ist nämlich schwierig, die einzelnen Korallenarten zu unterscheiden, weil einige einander sehr ähnlich sehen. Auch beim Korallenriff in Arnheim ist es nicht einfach, allen Arten einen eigenen Namen zuzuordnen. So ist es schlichtweg unmöglich, allen Geweihkorallen der Gruppe Acropora eine eigene Art zuzuweisen. Dasselbe gilt für einige Tafelkorallen. Als „Lösung” werden die unterschiedlichen Arten beim Zählen als Acropora Art 1, Art 2, usw. bezeichnet. Manchmal sind zwei Korallen mit denselben Merkmalen unterschiedlich gefärbt. Sind das dann zwei Arten oder ein und dieselbe Art? Viele Korallen leben in einer Symbiose mit mikroskopisch kleinen Algen, wie beispielsweise die Mangrovenquallen, über die Sie auf Seite 3 dieses Magazins mehr erfahren können. Die Farbe wird bei vielen Korallenarten von diesen sogenannten Zooxanthellen bestimmt. Das spricht dafür, sie trotz unterschiedlicher Färbung als eine Art zusammenzufassen. Es gibt also noch viele offene Fragen, die geklärt werden müssen; wahrscheinlich werden DNA-Untersuchungen zukünftig weitere Erkenntnisse liefern. Im Ökodisplay Ocean arbeiten wir nun an einem Fotobuch der verschiedenen Korallenarten, um sie leichter auseinanderhalten zu können bzw. um festzuhalten, bei welchen Kolonien wir noch Näheres in Erfahrung bringen müssen.
Und was ist das Ergebnis der Zählung unseres Korallenriffs? Nach stundenlangem Zählen und Inventarisieren sind wir zu dem Schluss gekommen, dass im Korallenbecken 1672 „einzelne“ Korallenkolonien leben, unterteilt in 120 Arten, sowohl Steinkorallen als auch Weichkorallen. Die größte Kolonie hat einen Querschnitt von vier Metern. Es bleibt abzuwarten, wie das Riff sich in den nächsten Jahren entwickeln wird. Aber langsam fängt das „Arnheimer Barrier Reef“ an, wie ein natürliches Korallenriff auszusehen!
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