Während die Besucher in den belebten Sommermonaten durch den Tierpark flanieren und sich in Ruhe umschauen, ist das Team aus Biologen und Tierpflegern vollauf beschäftigt: mit Plänen für die kommenden Monate, täglichen Herausforderungen in der Tierwelt oder Vorbereitungen für das Eintreffen einer neuen Tierart. In dieser Sommerrubrik werfen wir einen Blick in die Welt hinter den Kulissen des Arnheimer Tierparks Königlicher Burgers’ Zoo.
Nachdem Max Janse 1998 als Biologe und Kurator eingestellt worden war, um das Team von Burgers‘ Ocean zu leiten, der 2000 offiziell eröffnet werden sollte, wurde er vom damaligen Direktor Antoon van Hooff durch den Zoo geführt. Dieser hielt plötzlich an einem großen Aquarium inne. „Und hier“, sprach van Hooff mit seiner markanten Stimme, „werden wir ein lebendes Korallenriff anlegen.“ „Aber wissen Sie nicht, dass so etwas noch fast nirgendwo auf der Welt in einem solchen Maßstab realisiert worden ist?“, fragte Janse etwas verunsichert. „Doch, das weiß ich“, antwortete Antoon van Hooff etwas erstaunt, aber mit einem abenteuerlustigen Augenzwinkern und setzte seine Führung fort.
Was macht die Züchtung und Entwicklung eines lebenden Korallenriffs zu einer derartigen Herausforderung? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zunächst einmal klären, was Korallen eigentlich sind. Eine Korallenkolonie besteht aus Zehntausenden winzig kleinen Tieren, Polypen genannt. Jeder Polyp lebt mit einer Pflanze, genauer gesagt einer Alge, zusammen. Die Alge stellt mithilfe von Fotosynthese Zucker her und gibt dem Korallenpolypen einen Teil des Zuckers als „Untermiete“ ab. Die Alge erhält auch etwas von dem Polypen zurück, findet aber hauptsächlich eine sichere Unterkunft. Das gilt im Besonderen für Steinkorallen, die aus Kalk ein Skelett aufbauen.
Korallen sind im Hinblick auf ihre Lebensbedingungen extrem empfindlich. So müssen Lichtmenge, Wasserqualität, -strömung und -temperatur perfekt aufeinander abgestimmt sein, damit das Korallenriff wachsen und gedeihen kann. Eine geringe Temperaturveränderung kann beispielsweise dazu führen, dass die Algen sterben und die Korallentierchen – ihres wichtigsten Nahrungslieferanten beraubt – langfristig ebenfalls eingehen. Das Team aus Biologen und Tierpflegern steht demzufolge vor der enormen Herausforderung, die wesentlichen Werte permanent zu messen und – falls nötig – anzupassen.
Das tropische Korallenriff ist zudem ein äußerst vielfältiges Ökosystem. Auf dem und rund um das Riff leben zahlreiche Fischarten und allerlei andere Tiere wie Seeigel, Krebstiere, Seegurken, Würmer, Anemonen und sogar die winzigen Organismen, die als Foraminiferen bekannt sind. Jede Tierart nimmt ihre eigene Rolle in dem Ökosystem ein und sorgt auf diese Weise für ein biologisches Gleichgewicht. Einige Fischarten wie Doktorfische und Riffbarsche können in zahlreichen Schwärmen vorkommen, während von anderen Tieren nur jeweils ein oder zwei Individuen im weiten Umkreis zu entdecken sind.
Dem Korallenriff von Arnheim geht es richtig gut! Langsam, aber sicher entwickelt sich das tropische Korallenriff in 750.000 Litern Wasser – der Ocean enthält insgesamt acht Millionen Liter Wasser – zu einer immer naturgetreueren Kopie eines echten tropischen Korallenriffs, inklusive der entsprechenden biologischen und chemischen Komplexität! Auf der ganzen Welt hat nur ein einziges Aquarium bei Townsville (Australien) ein noch größeres lebendes Korallenriff als Burgers’ Ocean. In Townsville können die Kollegen allerdings das tropische Sonnenlicht optimal nutzen, das auch das berühmte Great Barrier Reef zu einer Naturattraktion von Weltformat gemacht hat. In Arnheim reicht die niederländische Sonne bei Weitem nicht aus. Deshalb nutzen wir eine komplexe Technik mit einer hohen Wattleistung in speziellen Strahlern, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich viele internationale Kollegen aus anderen Aquarien Rat bei uns holen.