Der Einzug einer neuen Tierart in Burgers‘ Zoo wird meistens laut und deutlich angekündigt, aber im Fall dieser Vogelart haben wir eine Ausnahme gemacht. Frühere Erfahrungen mit diesen Vögeln waren nämlich nicht immer positiv. Sie raubten die Nester anderer Vögel, um sie für ihren eigenen Nachwuchs zu benutzen. Sie wurden frech und fielen unseren Besuchern zur Last – es lief also nicht so rund. Aber natürlich kann man diese charismatischen Vögel auch nicht unbemerkt in Burgers‘ Bush unterbringen, denn sie sind mit ihrem auffälligen Erscheinungsbild kaum zu übersehen.
Aber um welche Vögel geht es hier eigentlich? Die Rede ist von drei männlichen Runzelhornvögeln. Diese großen Vögel sind vor allem für ihren auffälligen, gekrümmten, bunten Schnabel bekannt. Sie leben normalerweise in enger Partnerschaft. Und das ist notwendig, da das Weibchen und der Nachwuchs stark vom Männchen abhängig sind. Das Weibchen zieht sich in eine Nisthöhle zurück, wo es die Eier ausbrütet und die Jungen aufzieht. Bei der Ernährung ist es jedoch vollkommen auf seinen Partner angewiesen, der es durch eine kleine Öffnung im Baumstamm füttert.
Die Notwendigkeit dieses besonderen Bandes zwischen den Tieren erschwert die Zucht dieser Art. Denn nicht alle Tiere finden einander gleichermaßen attraktiv und ein gutes „Match“ ist für den Brutprozess sehr wichtig.
In Burgers’ Zoo gibt es schon seit Langem Nashornvögel. In der Vergangenheit bezogen einige Tierparks gehandelte Tiere, die in vielen Fällen in freier Wildbahn eingefangen worden waren. Da sich die Lage für zahlreiche Tierarten in der freien Natur zunehmend verschlechterte, begonnen die europäischen Tierparks 1985, Zuchtprogramme für bedrohte Tierarten zu etablieren. Wir nennen diese Zuchtprogramme auch EEPs, European Endangered Species Programmes. Im Rahmen solcher Programme werden möglichst viele Daten einer Tierart gesammelt. Relevante Daten beinhalten u. a. Informationen darüber, wo die Tiere geboren wurden, wer die Eltern sind und ob sie von den Eltern oder per Hand aufgezogen wurden.
Die Person, die alle relevanten Daten über eine Tierart sammelt, nennen wir Koordinator oder Stammbuchhalter. Ein EEP-Koordinator steht immer mit den Tierparks in Kontakt. Anhand der gesammelten Daten versucht der Koordinator die Population der Tierart so zu managen, dass sie auch in Zukunft genetisch möglichst gesund bleibt. Daher müssen einige Tiere zwischen den Tierparks ausgetauscht werden und der Koordinator empfiehlt, welche Tiere wo untergebracht werden sollen. Außerdem sammelt er Daten über die Haltung der Tierart und fungiert für andere Tierparks als Ratgeber. Der Koordinator verfolgt den Status der Art in freier Wildbahn und steht ggf. in Kontakt mit entsprechenden Artenschutzprojekten. Überdies ist er stets über Forschungsprojekte an den entsprechenden Tieren informiert und teilt diese Informationen mit den Haltern, sodass jeder stets auf dem aktuellen Erkenntnisstand ist.
Das EEP für Runzelhornvögel besteht seit 1997 und wird momentan vom Vogelverantwortlichen des Paignton Zoo (Großbritannien) koordiniert. Im Frühjahr 2019 mussten wir dem Koordinator leider mitteilen, dass unser Runzelhornvogelweibchen verstorben war. Die Tiere sind nicht gern allein. Und wir merkten dem verbliebenen Männchen seine Unruhe deutlich an. Daher baten wir den Koordinator um eine schnelle Empfehlung, um diesen Vogel wieder mit einer Partnerin zu versorgen. Entweder hier in Arnheim oder auch in einem anderen europäischen Tierpark.
Das Geschlechterverhältnis der Runzelhornvögel in den europäischen Tierparks ist recht unausgeglichen. Es gibt mehr Männchen als Weibchen. Dies hat unterschiedliche Gründe, aber einer der hauptsächlichen ist, dass früher wesentlich mehr Männchen aus der freien Wildbahn importiert wurden, da sie bunter als die Weibchen sind. Aber auch das aggressive Verhalten einiger männlicher Runzelhornvögel gegenüber ihrer Partnerin hat seine Opfer gefordert. Der Koordinator teilte uns daher mit, dass keine Weibchen zur Verfügung ständen und es nur Männchen ohne Partnerin gäbe.
Zufällig waren in den Niederlanden drei männliche Runzelhornvögel ohne Partnerin: neben dem Tier in Burgers’ Zoo ein weiteres im Vogelpark Avifauna und eines im Ouwehands Dierenpark. Es gibt kaum Erfahrungen bei der Haltung von Runzelhornvögeln desselben Geschlechts in einem Gehege. Aber in der freien Wildbahn kommen sie auch in Gruppen vor, zum Beispiel, um gemeinsam Futter zu beschaffen. Außerdem gelten sie in der Fachliteratur als sozialste Art unter den Nashornvögeln. Und so entstand die Idee, die männlichen Tiere, die sich an drei verschiedenen Orten in den Niederlanden befanden, gemeinsam in Burgers‘ Bush unterzubringen.
Die Idee stieß anfangs nicht bei jedem auf so viel Begeisterung, sicherlich aufgrund der bisher nicht allzu positiven Erfahrungen. Letztendlich haben wir uns jedoch für die gemeinsame Unterbringung entschieden und es ist alles gut verlaufen. Die Tiere verstehen sich und sind nicht aggressiv. Es scheint ihnen in Burgers’ Bush zu gefallen. Überdies ist es für unsere Besucher eine tolle Erfahrung, diese großen Vögel in einer Umgebung zu sehen, die eindeutig zu ihnen passt. Wir drücken die Daumen, dass weiterhin alles gut verläuft und wir noch lange diese wunderschönen Vögel bewundern können!
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30 November 2024