Bei der Gestaltung eines modernen Tiergeheges achtet man sehr genau auf das natürliche Verhalten der dort untergebrachten Tierart. Was braucht das Tier? Hat es genügend Rückzugsmöglichkeiten? Arten, die ursprünglich in einem tropischen Regenwald leben, müssen Zugang zu einem beheizten Innenbereich haben, sobald es draußen zu kalt wird. Daneben versuchen wir, das natürliche Verhalten der Tiere zu stimulieren, indem wir sie mit verschiedenen Formen der Verhaltensanreicherung (Behavioral Enrichment) überraschen. In dieser Ausgabe beantworten wir die Frage, wie Duftstoffe anderer Tierarten zu diesem Zweck eingesetzt werden können.
Für uns Menschen ist das Sehvermögen bei Weitem der wichtigste Sinn, um uns in unserer Umgebung zu orientieren. Für viele Tierarten spielt der Geruch jedoch eine viel größere Rolle. Beispielsweise markieren verschiedene Tierarten ihr Revier mit Duftstoffen, um mit Artgenossen und anderen Tierarten zu kommunizieren. Raubtiere lokalisieren ihre Beute vielfach anhand von Duftspuren, denen sie folgen. Und potenzielle Beutetiere wiederum können Raubtiere oft rechtzeitig wittern, schlagen Alarm und flüchten. Gerüche spielen auch eine wichtige Rolle für die Kommunikation zwischen Männchen und Weibchen hinsichtlich des Fortpflanzungszyklus. Darüber werden wir in einem der nächsten Artikel noch Näheres berichten.
Die Tierpfleger im Burgers‘ Zoo machen immer wieder auf kreative Weise Gebrauch von den Gerüchen anderer Arten, um das natürliche Verhalten der Tiere besonders anzuregen. So haben sie zum Beispiel im Ökodisplay Desert schon einmal Äste aus dem Gehege des Rotluchses oder Seile aus dem Gehege des Nordamerikanischen Katzenfretts in das Gehege der Halsbandpekaris gelegt. Pekaris haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und schon bald stellten sich vor Aufregung ihre Nackenhaare auf. Sie schnüffelten eifrig an dem fremden Objekt mit dem auffälligen Geruch, das sich auf einmal in ihrem Lebensraum befand. Auf dem fremden Geruch, den die Seile aus dem Katzenfrett-Gehege trugen, wälzten sich die Pekaris sogar ausgiebig hin und her und markierten dadurch die Seile mit ihrem eigenen Körpergeruch. Durch diese Verhaltensanreicherung wurden die Halsbandpekaris angeregt, ihre Sinne zu testen und sie beschäftigten sich lange und intensiv mit dem neuen, auffallend riechenden Objekt.
Mit dem gleichen Ziel bringen wir hin und wieder Elefantendung in ein Leopardengehege oder Nashorndung in ein Löwengehege. Die Raubtiere reagieren auf den neuen Geruch fasziniert, zumal sie in der Natur Duftspuren nutzen, um ihre Beute aufzuspüren. Asiatische Elefanten sind keine natürliche Beute für Leoparden und auch Löwen werden ein erwachsenes, gesundes Nashorn nicht als potenzielle Beute betrachten. Aber beide Arten kommen in freier Wildbahn in ihrem Verbreitungsgebiet vor und der fremde, ungewohnte Geruch stimuliert die Sinne der Tiere. Vor allem Jungtiere können sehr aufgeregt und neugierig auf diese besonderen Reize reagieren.
Es müssen allerdings nicht immer Gerüche von Tieren sein. Manchmal legen wir zum Beispiel frisch geschnittenes Pflanzenmaterial ins Gehege der Erdferkel. Verschiedene tropische Pflanzenarten verbreiten einen starken Geruch, wenn sie frisch geschnitten sind. Auf manche Gerüche reagieren die Erdferkel mit geringem Interesse, von anderen Pflanzendüften sind sie hellauf begeistert: Dann reißen sie die Pflanzen mit ihren Krallen auseinander, während sie hektisch schnüffeln, um so viel wie möglich von dem Geruch einzufangen! Bei den Geparden und Leoparden verwenden wir auch Parfüm. Wir sprühen diese Düfte z. B. auf Bäume oder Büsche im Gehege. Vor allem die Geparden reagieren stark darauf und zeigen sich sehr beschäftigt mit dem fremden Sinnesreiz. Sie streichen mit dem Kopf an den Stellen entlang und reiben mit dem ganzen Körper über die Duftfahnen, die die Tierpfleger angebracht haben.
So kann ein spezieller Geruch, der von Zeit zu Zeit als Verhaltensanreicherung im Gehege platziert wird, bei den ständigen Bewohnern eines Geheges eine starke Fixierung und ein entsprechendes Erkundungsverhalten auslösen.
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30 November 2024