Bei der Gestaltung eines modernen Tiergeheges achtet man sehr genau auf das natürliche Verhalten der dort untergebrachten Tierart. Was braucht das Tier? Hat es genügend Rückzugsmöglichkeiten? Arten, die ursprünglich in einem tropischen Regenwald leben, müssen Zugang zu einem beheizten Innenbereich haben, sobald es draußen zu kalt wird. Daneben versuchen wir, das natürliche Verhalten der Tiere zu stimulieren, indem wir sie mit verschiedenen Formen der Verhaltensanreicherung (Behavioral Enrichment) überraschen. In dieser Ausgabe: Verhaltensanreicherung für neugierige Malaienbären.
Malaienbären sind dafür bekannt, dass sie hervorragend klettern können! Außerdem sind sie gute Buddler und überraschend stark. Hinzu kommen ihr neugieriges, wissbegieriges Wesen und ihr für Bären sehr aktives Verhalten. Man könnte mit einem Augenzwinkern sagen, dass die Konstruktion ihres Geheges in jedem Falle „ausbruchssicher“ sein muss.
In Arnheim können die Bären mehrere Meter tief graben, stoßen dann aber auf einen stabilen Zaun. Auch können sie in den verschiedenen Bäumen im Gehege klettern. Diese sind durch Baumstämme als natürliche Querverbindungen miteinander verbunden. Selbstverständlich wurde mit großer Sorgfalt darauf geachtet, dass die Bären nicht durch die Bäume aus ihrem Gehege herausklettern können. Es gibt auch einen kleinen Wasserteich in ihrem Areal, wo sich die Bären bei warmem Wetter abkühlen und erfrischen können. In einem Teil des Geheges befinden sich Felsbrocken, die die Bären auf der Suche nach Insekten und anderen Leckerbissen gerne umdrehen. Auch hier zeigt sich die erstaunliche Kraft der Bären: Mit einem Schlag ihrer Vorderpfote rollen sie mühelos einen großen Stein herum, den ein erwachsener Mann kaum anheben könnte.
Weil Malaienbären Honig lieben, werden sie in manchen Sprachen auch Honigbären genannt. In freier Wildbahn werden sie regelmäßig dabei beobachtet, wie sie hoch oben in den Bäumen Bienenstöcke plündern, um an den Honig zu gelangen. Auch in unserem Zoo bekommen die Tiere regelmäßig etwas Honig. Dennoch achten wir darauf, dass wir ihnen nicht zu viel davon geben. Malaienbären können wie Menschen übergewichtig werden, wenn sie übermäßig viel zuckerhaltiges Futter zu sich nehmen.
Um das natürliche und neugierige Verhalten der Bären zu fördern, schneiden die Tierpfleger Obst in kleine Stücke und geben reichlich Mehlwürmer und andere gesunde Leckerbissen hinzu. Dieser Futtermix wird dann an verschiedenen Stellen im Gehege verteilt, insbesondere an schwer zugänglichen Orten zwischen den Felsen oder hoch oben in den Bäumen. Die Bären sind dann eine Weile damit beschäftigt, ihr Futter zu suchen. Ein wenig Honig links und rechts an einem Baumstamm oder Ast sorgt für eine besondere Überraschung. Die Bären suchen in der Regel zuerst nach dem Honig, bevor sie den Rest der Nahrung aufspüren.
Ende November 2021 wurde den Malaienbären eine ganz besondere Form der Verhaltensanreicherung geboten: ein 635,5 Kilo schwerer Riesenkürbis mit einem Umfang von 4,65 Metern! An der Vorderseite wurde eine viereckige Aussparung herausgesägt, damit der Züchter die Samen für die nächste Ernte einsammeln konnte, und die Bären erhielten eine Art „Katzenklappe“, um ins Innere des Kürbisses zu gelangen. Sowohl auf, als auch in dem Riesenkürbis wurde stellenweise etwas Honig verteilt – damit war der Erfolg gesichert. Der Kürbis war so groß, dass er auf einer Palette mit einem Gabelstapler in das Gehege gefahren werden musste. Nach einigem neugierigen Herumschnüffeln fand sich einer der Malaienbären bald mit dem Kopf und dem Oberkörper im Kürbis wieder. Kurze Zeit später beschloss ein anderer Bär, die Öffnung mit seinen scharfen Krallen zu vergrößern, um sich an dem Festmahl zu beteiligen. Innerhalb einer Stunde war der Kürbis ausgehöhlt und die massive Wand von mehreren Löchern durchbohrt! Und die Bären? Sie schienen sich mit diesem interessanten und gleichzeitig essbaren Riesenspielzeug bestens zu amüsieren!
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