Jeder weiß, dass es nicht immer einfach ist, Kinder großzuziehen. Kaum vorstellbar, wie es ist, wenn man gleich mehrere Babys, manchmal drei oder vier auf einmal, versorgen muss. Und diese Babys haben auch noch messerscharfe Zähne und Klauen. Willkommen im Leben von Vuthy Chuon, Manager des Programms „Free the Bears“ in Kambodscha. Seit 1997 rettet er verwaiste Bärenjungen und sorgt dafür, dass sie gesund und sicher aufwachsen können.
In Kambodscha sind zwei Bärenarten heimisch: Der Malaienbär und der Asiatische Schwarzbär. Sie sind vom Aussterben bedroht, da ihr Lebensraum großflächig zerstört wird und weil Wilderer sie illegal jagen, um ihre Körperteile auf dem Markt für traditionelle Medizin zu verkaufen. Hinzu kommen noch die Nachfrage nach Bärenjungen als exotische Haustiere oder als Statussymbole sowie der illegale Handel mit Bärenklauen als Zutat für Suppen in Restaurants. Kein Wunder also, dass der Fortbestand der südostasiatischen Bären ernstlich gefährdet ist. Sechs der acht Bärenarten weltweit gelten momentan als gefährdet, die in Asien vorkommenden Arten sind dabei am stärksten vom Aussterben bedroht.
Schon in jungen Jahren half Vuthy seinen Eltern bei der Versorgung ihrer Kühe und Schweine. Später faszinierten ihn die wilden Tiere, die ins Phnom Tamao Rescue Center gebracht wurden, nachdem sie aus den Händen illegaler Wilderer und Händler gerettet wurden. Als die Organisation „Free the Bears“ mit den Vorbereitungen für den Bau des „Cambodian Bear Sanctuary“ im Rescue Center begann, um die wachsende Zahl der Bären zu versorgen, war Vuthy die richtige Person für die Planung. Seine ruhige Art und sein Wunsch, mehr über die Versorgung der Bären zu lernen, machten die Entscheidung leicht. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Mitarbeiter durch die Vergrößerung des Schutzgebiets gewachsen. Vuthy ist für ihre Schulung verantwortlich, die er nach internationalen Standards durchführt.
Wenn die Bären in die Rettungsstation gebracht werden, befinden sie sich in sehr unterschiedlichem Zustand. Es kommen Bärenjunge, nur wenig älter als eine Woche, die eine intensive Betreuung brauchen, ebenso aber auch ausgewachsene Bären, die fast ihr ganzes Leben in einem engen Verschlag verbracht haben und deswegen mit psychischen und körperlichen Problemen zu kämpfen haben. Jeder Neuankömmling wird von Vuthy und seinem Team individuell beurteilt und behandelt. Sie untersuchen die Bären medizinisch und auch im Hinblick darauf, ob sie in den eingezäunten, weitläufigen Waldgebieten der Rettungsstation mit ihren Artgenossen zusammenleben können.
In den ersten Jahren nach der Eröffnung des Schutzgebiets kamen hauptsächlich Bären, die jahrelang in Karaokebars, Restaurants und Hinterhöfen in Gefangenschaft gelebt hatten. Heute sind die meisten neuen Bewohner Bärenjunge, die aus dem Wald gerettet werden und die sonst häufig auf Bauernhöfen landen, wo sie gequält oder für den illegalen Handel mit Gallenblasen, Pfoten und Knochen geschlachtet werden. Momentan leben 84 Malaienbären und 35 Asiatische Schwarzbären im „Cambodian Bear Sanctuary“, das damit das weltweit größte Schutzgebiet für die kleinsten Mitglieder aus der Familie der Großbären geworden ist.
Vuthy ist offensichtlich stolz darauf, was bisher erreicht werden konnte. „Dank unserer Arbeit hier, hat sich der Handel mit Bärengalle in Kambodscha nie richtig etablieren können. Beide Bärenarten sind durch die kambodschanischen Gesetze weitgehend geschützt. Kambodscha ist jedoch ein armes Land und in den abgelegenen Gebieten werden die Bären noch immer gejagt, um sie anschließend auf der anderen Seite der Grenze zu verkaufen. Wir tun, was wir können, um den Menschen die Probleme bewusst zu machen. Und wir helfen den Behörden dabei, die Schutzgesetze durchzusetzen. Letztendlich sind die Bären in Kambodscha aber erst dann wirklich sicher, wenn der illegale Handel endgültig eingestellt wird.“
Vuthy fährt fort: „Wenn der letzte Bär ins Schutzgebiet gebracht wird und die Wälder in Kambodscha endlich sicher sind, erst dann gehe ich in den Ruhestand. Bis dahin setzen wir uns weiter dafür ein, den Bären in der Rettungsstation ein möglichst gutes Leben zu ermöglichen und sicherzustellen, dass ihre wildlebenden Artgenossen sicher sind.“
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