Das Wollnashorn hat seinen Ursprung in Ostasien. Über die kühlen Regionen Tibets wanderte es in den Kaltzeiten, vor Hunderttausenden von Jahren, nach Europa.
Früher umfasste die Familie der Nashörner viel mehr Arten als heute. Das Wollnashorn lebte – sowohl in Europa als auch in Asien – mit verschiedenen anderen Nashorn-Zeitgenossen zusammen, wie dem Steppennashorn, dem Waldnashorn oder dem Elasmotherium (einer völlig ausgestorbenen Gattung der Nashörner). Gegenwärtig gibt es nur noch fünf Nashornarten. Am engsten mit dem Wollnashorn verwandt ist das heutige Sumatra-Nashorn – ebenfalls eine asiatische Nashornart, die wie das Wollnashorn zwei Hörner hat.
Während der Kaltzeiten hatte das Wollnashorn ein riesiges Verbreitungsgebiet. In den dazwischen liegenden wärmeren Warmzeiten schrumpfte sein Lebensraum auf Südsibirien und Zentralasien. Anders als das Mammut kam es nie in größerer Zahl im äußersten Nordosten Asiens vor und schaffte es daher nicht über die zugefrorene Beringstraße nach Nordamerika.
Der bevorzugte Lebensraum des Wollnashorns war die Mammutsteppe: eine offene, meist ziemlich flache Landschaft. Mit feuchter Kälte kam das Wollnashorn nicht gut zurecht. Und es war in den Bergen nicht besonders wendig. Das lässt sich daran erkennen, dass fossile Knochenfunde Frakturen aufweisen. Diese Nashörner bevorzugten Flachlandgebiete wie beispielsweise Flussniederungen.
Das Gebiss eines Tieres spiegelt immer seine Ernährungsweise wider. Diese Nashornart hatte sehr hochkronige Backenzähne und das verrät uns, dass Wollnashörner hauptsächlich Gras gefressen haben. Die Kieselsäure im harten Gras nutzt die Zähne im Laufe des Lebens horizontal ab und entsprechende Abnutzungen wurden auch bei fossilen Backenzähnen festgestellt. Wollnashörner müssen etwa 70 Kilo pro Tag gefressen haben: eine beachtliche Menge, die viel Zeit in Anspruch genommen haben dürfte.
Im Permafrost wurden Eismumien dieser Tierart gefunden, bei denen sogar der Mageninhalt versteinert ist! Dadurch konnten Untersuchungen zeigen, dass das Wollnashorn auch Äste, Rinde und Blätter fraß. Wahrscheinlich hat es im Sommer in der Mammutsteppe hauptsächlich Gras gefressen, aber in den mageren Wintern auch viel Rinde und Äste.
Wissenschaftler haben die Milch- und Mahlzähne dieser Eiszeittiere untersucht und mit den Zähnen von heute lebenden Nashörnern verglichen. Daraus schließen sie, dass Wollnashörner etwa mit 5 bis 6 Jahren geschlechtsreif gewesen sein müssen. Sie schätzen ihre Lebenserwartung auf 40 bis 45 Jahre – ähnlich wie bei heutigen Nashörnern.
Wir wissen nicht, in welchen sozialen Strukturen diese Tierart lebte. Entweder waren sie überwiegend Einzelgänger oder sie lebten in kleinen Gruppen.
Das Wollnashorn ist vor etwa 12.000 Jahren ausgestorben. Es ist nicht ganz sicher, ob die Bejagung durch den Menschen dazu beigetragen hat. Fossilien von Wollnashörnern sind sehr umfassend untersucht worden. Bei der Untersuchung der Knochen wurde festgestellt, dass gerade am Ende der Eiszeit viele Wollnashörner (verheilte) Knochenverletzungen aufwiesen, die auf vermehrte Kämpfe zurückgeführt werden. Ein Grund dafür könnte die zunehmende Konkurrenz am Ende der Eiszeit gewesen sein. DNA-Studien zeigen, dass die Nashornpopulation nicht langsam, über viele Generationen hinweg, allmählich zurückgegangen ist. Das würden Wissenschaftler erwarten, wenn die Jagd eine große Rolle gespielt hätte. Die meisten Paläontologen glauben, dass der Mensch keine fatale Rolle gespielt hat. Wahrscheinlich war der entstehende Wald für diese Tierart kein geeigneter Lebensraum. Und als die Temperaturen stiegen, fiel aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit mehr Schnee. Beide Faktoren machten es für Wollnashörner schwieriger, genügend Gräser zu finden.
Schon vor mehreren Hundert Jahren wurden versteinerte Teile von Wollnashörnern gefunden. Die Menschen wussten damals nichts von Eiszeitaltern oder der Evolution. Mehr noch: Als man im 14. Jahrhundert im heutigen Österreich den Schädel eines Wollnashorns fand, waren auch Nashörner der dortigen Bevölkerung völlig unbekannt. Sie hielten deshalb das Fossil für den Schädel eines Drachen! Auch die gebogenen Hörner dieser Nashörner sorgten in der Vergangenheit für Verwirrung: In Nordosteuropa hielten sie die Menschen für die Klauen von riesigen, gefährlichen Monstervögeln!
Das Einhorn wird meistens in der Gestalt eines Pferdes dargestellt, das ein langes Horn auf der Stir…
Die Gemeine Alraune (Mandragora officinarum) ist eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewäc…
Quetzalcoatl bedeutet übersetzt „gefiederte Schlange“ oder „kostbarer Zwilling“. Quetzalcoatl war ei…
30 November 2024